Selbstmeisterschaft

Ein Artikel von Mag. Claudia Dieckmann

Selbstmeisterschaft wozu?

Selbstmeisterschaft = die Fähigkeit eines Individuums, die eigenen Gedanken, Emotionen, Handlungen und Verhaltensweisen zu kontrollieren und bewusst zu steuern.

Durch Selbstmeisterschaft wird inneres Gleichgewicht entstehen.

Inneres Gleichgewicht gibt es, wenn das Bewusstsein gut entwickelt ist und  der Mensch in der Lage ist, Selbstdisziplin zu üben und in schwierigen Situationen ruhig und gelassen zu bleiben.

Selbstmeisterschaft ist eng mit Selbstbewusstsein, emotionaler Intelligenz und persönlicher Entwicklung verbunden und daher ein sehr begehrenswertes Soft Skill.

 

Elemente der Selbstmeisterschaft

  1. Selbstbewusstsein:

– Erkennen und Verstehen der eigenen Gedanken und Gefühle.

– Reflexion über persönliche Werte und Ziele.

 

  1. Selbstregulation:

– Kontrolle über impulsive Reaktionen und negative Emotionen.

– Entwicklung von Resilienz und Stressbewältigungstechniken.

 

  1. Motivation:

– Innere Antriebskraft zur Verfolgung langfristiger Ziele.

– Entwicklung einer positiven Einstellung und Optimismus.

 

  1. Empathie:

– Fähigkeit, die Gefühle und Perspektiven anderer zu verstehen und zu respektieren.

– Förderung von Mitgefühl und sozialer Verbundenheit.

 

  1. Soziale Fähigkeiten:

– Effektive Kommunikation und Konfliktlösung.

– Aufbau und Pflege positiver Beziehungen.

 

 

Historische Wurzeln der Selbstmeisterschaft

Die Menschheit beschäftigt sich seit Jahrtausenden mit dem Konzept der Selbstmeisterschaft, wobei verschiedene Kulturen und Philosophien unterschiedliche Ansätze und Praktiken entwickelt haben.

Antike Philosophie
  1. Griechische Philosophie:

– Sokrates, Platon und Aristoteles betonten die Bedeutung von Selbstkenntnis und Tugend als Weg zur Selbstmeisterschaft.

Platon sprach von der Beherrschung der Leidenschaften durch die Vernunft.

 

  1. Stoizismus:

– Philosophen wie Epiktet, Seneca und Marc Aurel lehrten die Bedeutung der Selbstkontrolle und Gelassenheit angesichts von Widrigkeiten.

Die Stoiker betonten die Kontrolle über das eigene Innenleben als Schlüssel zum Glück.

Östliche Traditionen
  1. Buddhismus:

– Der Buddhismus betont die Bedeutung der Achtsamkeit, Meditation und des Achtfachen Pfades zur Erlangung von Erleuchtung und innerem Frieden. Siddhartha Gautama (der Buddha) lehrte, dass die Überwindung von Begierden und Anhaftungen zur Befreiung vom Leiden führt.

 

  1. Hinduismus:

– Yoga und andere spirituelle Praktiken zielen darauf ab, den Geist zu disziplinieren und das Selbst zu verwirklichen.

Die Bhagavad Gita spricht von der Bedeutung der Selbstkontrolle und der Hingabe an höhere Prinzipien.

 

  1. Daoismus:

– Im Daoismus wird die Harmonie mit dem Dao (dem Weg) betont.

Laozi und Zhuangzi lehrten die Bedeutung der Gelassenheit und des natürlichen Flusses des Lebens.

 

Moderne Ansätze

In der modernen Psychologie und Persönlichkeitsentwicklung wird Selbstmeisterschaft als zentraler Aspekt des Wohlbefindens und Erfolgs betrachtet. Ansätze wie Positive Psychologie, Achtsamkeitstraining und kognitive Verhaltenstherapie (CBT) bieten Werkzeuge und Techniken zur Verbesserung der Selbstkontrolle und emotionalen Intelligenz.

 

Warum beschäftigt sich die Menschheit damit?

  1. Streben nach Glück und Erfüllung:

– Selbstmeisterschaft führt zu einem tieferen Verständnis des eigenen Selbst und fördert das persönliche Wachstum und die Zufriedenheit.

 

  1. Bewältigung von Herausforderungen:

– Die Fähigkeit, Emotionen und Reaktionen zu kontrollieren, hilft, Stress, Konflikte und Widrigkeiten effektiver zu bewältigen.

 

  1. Gesellschaftliche Harmonie:

– Selbstmeisterschaft trägt zu besseren zwischenmenschlichen Beziehungen und einem harmonischeren Zusammenleben bei.

 

  1. Spirituelle Entwicklung:

– Viele spirituelle Traditionen sehen Selbstmeisterschaft als notwendigen Schritt zur Erleuchtung oder Einheit mit dem Göttlichen.

 

Selbstmeisterschaft ist ein zeitloses Konzept, das über Kulturen und Epochen hinweg von großer Bedeutung ist.

Es ermöglicht Menschen, ein erfüllteres und ausgeglicheneres Leben zu führen und sich in einer komplexen Welt besser zurechtzufinden.

 

Selbstmeisterschaft und Yoga

Selbstmeisterschaft im Yoga ist ein fortgeschrittener Zustand, bei dem ein Individuum durch kontinuierliche Praxis und Selbstdisziplin ein tiefes Verständnis und eine Kontrolle über Körper, Geist und Seele erlangt.

Dieser Zustand kann durch die Integration verschiedener yogischer Praktiken erreicht werden:

  1. Asanas (Körperhaltungen): Regelmäßige Praxis von Asanas hilft, den Körper zu stärken und zu flexibilisieren. Es fördert auch das Bewusstsein für den eigenen Körper und hilft, Blockaden zu lösen, die den Energiefluss behindern.

 

  1. Pranayama (Atemübungen): Atemkontrolle ist wesentlich, um den Geist zu beruhigen und die Lebensenergie (Prana) zu regulieren.

Durch Techniken wie Nadi Shodhana (Wechselatmung) und Kapalabhati (Feueratmung) kann man die Konzentration und das innere Gleichgewicht fördern.

 

  1. Meditation: Meditationstechniken oder die Konzentration auf ein Mantra (z.B. „Om“) helfen, den Geist zu beruhigen und Achtsamkeit zu entwickeln.

Dies führt zu tieferem inneren Frieden und Einsicht in die eigene Natur.

 

4. Yamas und Niyamas (ethische und persönliche Disziplinen): Diese Verhaltensregeln und Selbstdisziplinen sind die ersten beiden Glieder des achtgliedrigen Pfades von Patanjali.

Sie umfassen Prinzipien wie Ahimsa (Gewaltlosigkeit), Satya (Wahrhaftigkeit), Saucha (Reinheit) und Santosha (Zufriedenheit).

Durch das Praktizieren dieser Prinzipien wird das Verhalten und die Denkweise gereinigt.

 

5. Dhyana (tiefe Meditation): Fortgeschrittene Meditation, bei der der Meditierende tief in den Zustand der Kontemplation und des Einsseins mit dem Objekt der Meditation eintritt. Dies fördert die innere Klarheit und spirituelle Erkenntnis.

 

  1. Samadhi (Erleuchtung): Der letzte Schritt im achtgliedrigen Pfad, bei dem der Praktizierende einen Zustand des vollkommenen Friedens und der Einheit mit dem Universum erreicht.

Dies ist der höchste Zustand der Selbstmeisterschaft, in dem das Ego überwunden und wahre Weisheit erlangt wird.

 

7. Selbststudium und Reflexion: Svadhyaya, das Studium der heiligen Schriften und die Selbstreflexion, ist ein wichtiger Teil des Yoga.

Dies beinhaltet das Lesen und Verstehen von Texten wie den Yoga Sutras, der Bhagavad Gita und anderen spirituellen Schriften, sowie das kontinuierliche Reflektieren über die eigene Praxis und Entwicklung.