Yoga – Angst und Heilung von Angst

Ein Artikel von Mag. Claudia Dieckmann

Yoga – Angst und Heilung von Angst

Yoga ist eine umfassende Praxis, die Körper, Geist und Seele in Einklang bringt und tiefgreifende Auswirkungen auf Angst und deren Heilung zeitigt.

Yoga erweitert das Bewusstsein, lehrt Selbstreflexion und Selbstwahrnehmung. Die spirituelle Befassung mit der Frage „Wer bin ich“ führt zu massiven Reinigungs- und Klärungsprozessen.

Yoga und Meditation führen zu innerer Ruhe und es wird eine bewusste und tiefere Verbindung zwischen sich selbst und dem Universum hergestellt.

Der Mensch hat die Chance, sich selbst als Teil des Ganzen wahrzunehmen und im besten Fall Dualität aufzulösen.

Aber zuerst zum Thema Angst:

Angst

Angststörungen sind eine der häufigsten psychischen Erkrankungen weltweit.

Es gibt eine Vielzahl von Formen, darunter generalisierte Angststörung (GAD), Panikstörung, soziale Angststörung und spezifische Phobien.

Herkunft und Ursachen von Angst

  1. Biologische Faktoren:

-Genetik: Es gibt Hinweise darauf, dass Angststörungen in Familien gehäuft auftreten können, was auf eine genetische Prädisposition hinweist.
– Neurotransmitter: Ungleichgewichte in Neurotransmittern wie Serotonin, Dopamin und Noradrenalin können zu Angststörungen beitragen.
– Gehirnstruktur und -funktion: Veränderungen in bestimmten Hirnregionen, insbesondere im limbischen System und in der Amygdala, werden mit Angststörungen in Verbindung gebracht.

  1. Psychologische Faktoren:

-Lernerfahrungen: Traumatische oder belastende Erlebnisse in der Kindheit oder im Erwachsenenalter können das Risiko für Angststörungen erhöhen.
– Kognitive Verzerrungen: Negative Denkmuster und übermäßiges Grübeln verstärken Angst.

  1. Umweltfaktoren:

-Stress: Chronischer Stress im Beruf, in der Familie oder durch andere Lebensumstände kann Angststörungen auslösen oder verschlimmern.
-Lebensereignisse: Der Verlust eines geliebten Menschen, eine Scheidung oder Arbeitsplatzverlust können Ängste auslösen.

Häufigkeit von Angststörungen

– Weltweit: Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) leiden etwa 264 Millionen Menschen weltweit an Angststörungen.

– Europa: In Europa wird die Prävalenz von Angststörungen auf etwa 14% der Bevölkerung geschätzt.

– USA: In den USA leiden etwa 18% der Erwachsenen an einer Angststörung im Laufe eines Jahres, was etwa 40 Millionen Menschen entspricht.

Warum Angst so häufig ist

Überlebensmechanismus:
Angst diente unseren Vorfahren als Überlebensmechanismus, um auf Gefahren zu reagieren.

In der modernen Gesellschaft können diese Reaktionen jedoch überaktiviert, weil pervertiert werden. Moderne Stressoren sind etwa beruflicher Druck, sozialer Wettbewerb und technologische Überstimulation, bewusstloses Sich-selbst-und-andere-nicht-Wahrnehmen, Süchte, Frustrationsintoleranz, Materialismus, unerfüllte und unkorrigierte Erwartungen, Mangel an Werten, Charakter,  Glauben und Sinn.

 

Medizinische Behandlung von Angst

  1. Psychotherapie:

Kognitive Verhaltenstherapie (KVT):
Eine der effektivsten Methoden zur Behandlung von Angststörungen hilft Menschen, negative Denkmuster zu identifizieren und zu verändern.

Expositionstherapie:
Eine Technik, bei der Patienten schrittweise und kontrolliert mit ihren Ängsten konfrontiert werden, um die Angstreaktion zu reduzieren.

2. Medikamentöse Behandlung:

Antidepressiva:
Insbesondere selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRIs) und selektive Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRIs) werden häufig verschrieben.

Benzodiazepine:
Werden für die kurzfristige Behandlung von akuten Angstzuständen eingesetzt, jedoch wegen des Abhängigkeitsrisikos vorsichtig verwendet.

Betablocker:
Können zur Behandlung von körperlichen Symptomen der Angst, wie Herzrasen, eingesetzt werden.

  1. Weitere Ansätze:

Achtsamkeitsbasierte Therapien:
Lebensstiländerungen: Regelmäßige körperliche Aktivität, gesunde Ernährung, ausreichender Schlaf und Stressmanagement-Techniken können hilfreich sein.

Statistiken zeigen, dass Angststörungen einen signifikanten Teil der Bevölkerung betreffen, was die Notwendigkeit einer umfassenden und zugänglichen Behandlung unterstreicht.

 

Wie Yoga bei der Heilung von Angst helfen kann:

Körperliche Praxis (Asanas)
Die körperlichen Übungen im Yoga helfen, Spannungen und Stress abzubauen. Bestimmte Asanas, wie Vorwärtsbeugen und Herzöffner, wirken beruhigend auf das Nervensystem.
Die Praxis der Asanas fördert die Freisetzung von Endorphinen und verbessert die Körperwahrnehmung, was ein Gefühl der Erdung und Sicherheit schafft.

Atemkontrolle (Pranayama)
Pranayama-Techniken regulieren den Atem und fördern die Beruhigung des Geistes.
Tiefes, bewusstes Atmen kann den Parasympathikus aktivieren und den Vagusnerv stimulieren, was zu einer Reduktion von Angst führt.
Techniken wie Nadi Shodhana (Wechselatmung) balancieren die Energiekanäle im Körper und bringen geistige Klarheit und Ruhe.

Meditation und Achtsamkeit
Meditation ist ein Schlüssel zur Heilung von Angst, da sie hilft, den Geist zu beruhigen und Gedankenmuster zu durchbrechen, die Angst auslösen. Regelmäßige Meditation kann das Bewusstsein erweitern und eine tiefere Verbindung zum gegenwärtigen Moment schaffen.
Achtsamkeitsmeditation lehrt, Gedanken und Gefühle ohne Urteil zu beobachten, was die emotionale Reaktivität verringert.

Energetische Heilung
In der Yogaphilosophie gibt es sieben Hauptchakras oder Energiezentren im Körper. Angst ist einerseits eine Erkrankung (Verdunkelung, Verdumpfung) des Bewusstseins und anderseits zeigt sie sich in Disharmonien in den Chakras, insbesondere im Solarplexus (Sitz der Emotionen), Wurzelchakra (Muladhara) und im Herzchakra (Anahata).
Yoga-Übungen und Meditationen, die auf diese Chakras abzielen, können helfen, energetische Blockaden zu lösen und ein Gefühl von Sicherheit und Liebe zu fördern.

Mantras und Klangheilung
Das Rezitieren von Mantras, wie das Om-Mantra, wirkt beruhigend, vor allem weil es die Seelenverbindung stärkt und auch mit der Einheit in Verbindung bringt.
Klangheilung durch das Singen oder Hören von heilenden Klängen kann tiefe Entspannung und Heilung auf emotionaler und spiritueller Ebene fördern.

Selbstreflexion und spirituelle Praxis
Yoga fördert die Selbstreflexion und das Verständnis der eigenen inneren Welt. Durch spirituelle Praktiken wie Journaling, Gebet und das Studium heiliger Texte kann man tiefere Einsichten in die Ursachen von Angst gewinnen und Wege zur Heilung finden.

Verbindung zur inneren und äußeren Natur
Yoga betont die Verbindung zur Natur und den Rhythmen des Universums.
Zeit in der Natur zu verbringen, kann eine beruhigende Wirkung haben und das Gefühl der Zugehörigkeit und des Einssein mit der Welt stärken.
Dies kann helfen, existentielle Ängste zu lindern.

Gemeinschaft und Unterstützung
Teil einer spirituellen Gemeinschaft oder Sangha zu sein, bietet Unterstützung und ein Gefühl der Zugehörigkeit.
Der Austausch von Erfahrungen und die Teilnahme an gemeinsamen Meditationen oder Yoga-Sitzungen kann helfen, Isolation zu überwinden und soziale Unterstützung zu finden.

Philosophische Lehren
Die Yogaphilosophie, insbesondere die Lehren der Bhagavad Gita und der Yoga Sutras von Patanjali, bietet tiefgehende Weisheiten über den Umgang mit den Herausforderungen des Lebens.
Diese Texte lehren Akzeptanz, Hingabe und die Bedeutung des inneren Friedens, was eine starke Grundlage für die Heilung von Angst bietet.

 

Yoga bietet einen ganzheitlichen und spirituellen Ansatz zur Heilung von Angst, indem es Körper, Geist und Seele in Einklang bringt.

Durch regelmäßige Praxis, Selbstreflexion und die Integration spiritueller Prinzipien kann man nicht nur Angst reduzieren, sondern auch ein tieferes Verständnis von sich selbst und eine größere Verbindung zum Universum finden.